Wir Rhöner sind schon ein gesegnetes Völkchen, bietet doch das „Land der offenen Fernen“ schönste Natur direkt vor der Haustür. Böse Zungen behaupten zwar es wäre hier das halbe Jahr Winter und den Rest wäre es kalt, aber davon lassen wir uns natürlich nicht ärgern.
Aber wie kann die Natur, genauer gesagt der Wald, unsere Gesundheit beeinflussen?
In Japan wurde das „Waldbaden“ bereits in den 80ern konzipiert und stellt dort unter dem Namen „Shinrin Yoku“ eine anerkannte Therapieform dar. Ein Waldbad kann dabei völlig unterschiedlich aussehen. Die bekannteste Form ist das einfache Ausruhen im Wald, und das Betrachten besonders schöner Plätze. In der heutigen Zeit wird in diesem Zusammenhang auch von einem „City-Detox“ gesprochen, der gestressten Städtern wieder einen Zugang zur Natur verschaffen, das Stressniveau des Arbeitsalltags senken und das Immunsystem stärken soll.
Aus diesem Grund flüchten sich auch hierzulande immer mehr Menschen in den Wald, der bereits in den Werken der „deutschen Romantik“ Anfang des 19. Jahrhunderts zum Sehnsuchtsort vieler Maler, Dichter und Schriftsteller wurde.
Während eines Seminars bei Dr. Bob Rakowsky erwähnte dieser ebenfalls die heilende Wirkung des Waldes. Seiner Meinung nach sollte jeder drei Tage und zwei Nächte pro Monat am Stück im Wald verbringen. Hierdurch nimmt der Körper Phytonzide auf (antibiotisch wirksame Substanzen aus Pflanzen), die auch in der Naturheilkunde eingesetzt werden. Zudem wird die Aktivität natürlicher Killerzellen für mehr als dreißig Tage nach dem Waldbad erhöht. Aber auch das Grün der Bäume hat einen beruhigenden Einfluss auf unser Nervensystem. Wer aber, so wie ich, nicht wirklich auf Zelten und Survival steht, kann natürlich auch eine schöne Wanderung oder einen ausgedehnten Spaziergang machen.
Aber gerade in unserer modernen Welt, die medial voller Meinungen, Dogmen und Triggern ist, bietet sich auch ein „geistiger Waldgang“ an. Ernst Jünger beschreibt den Waldgänger in seinem 1951 erschienen Essay „Der Waldgang“ als einen Menschen, der sich gedanklich von der ihn umgebenden Gesellschaft unabhängig hält.
„Im Waldgang betrachten wir die Freiheit des Einzelnen in dieser Welt. Dazu ist auch die Schwierigkeit, ja das Verdienst zu schildern, das darin liegt, in dieser Welt ein Einzelner zu sein“ - Ernst Jünger
Zwar zieht sich der von Jünger beschriebene Waldgänger nur sinnbildlich in die Natur zurück, ein gleichzeitiger körperlicher Rückzug macht aber durchaus Sinn. Im Wald können die Gedanken frei sein, und der Geist zur Ruhe kommen. Zugegeben, Jüngers Figur ist noch um einiges vielschichtiger, aber für mich stellt sie primär die geistige Freimachung von Meinungen, Personen und Institutionen dar – quasi eine gedankliche Auszeit und Ort der Freiheit.
Wie setzte ich ein Waldbad um?
Nimm Dir Zeit, um zu entschleunigen und bewege Dich ohne Zeitdruck.
Mache eine Pause wenn Dir danach ist und nimm die Atmosphäre des Waldes ganz in dich auf.
Mache aus Deinem Spaziergang eine Gehmeditation → jede Körperbewegung bewusst wahrnehmen.
Suche Dir einen schönen, ruhigen Platz und meditiere im Wald → nur auf die Atmung konzentrieren und Gedanken kommen und gehen lassen.
Folge einfach Deiner Intuition und tu das, was Dir in diesem Moment als richtig erscheint.
Gib also dem Wald eine Chance – Deine Gesundheit wird es Dir danken.
FLO
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